Historische Bewertung des Grades der Muskelparalyse

Die neuromuskuläre Beurteilung kann subjektiv oder objektiv sein. Die visuelle oder taktile Bewertung der Zuckungsreaktionen wird als qualitative (subjektive) neuromuskuläre Bewertung betrachtet, da der Arzt den Grad des Abklingens oder der Erholung schätzt, anstatt die Stärke der Reaktionen zu messen.

Das Ergebnis ist daher subjektiv und unzuverlässig, unabhängig vom Erfahrungs- oder Ausbildungsstand des Arztes. Geringe, aber dennoch klinisch bedeutsame Grade der neuromuskulären Blockade können nur mit einem quantitativen, objektiven Monitor gemessen werden. Eine residuale neuromuskuläre Blockade von TOFR > 0,4 kann selbst von einem erfahrenen Mediziner nicht zuverlässig mit taktilen oder visuellen Methoden festgestellt werden.

Klinische Tests, wie z. B. 5-s-Kopfheben, Tidalvolumen, Griffstärke oder 5-s-Beinheben, garantieren kein vollständiges Abklingen der neuromuskulären Blockade und sollten nicht dazu verwendet werden, klinische Entscheidungen über die ausreichende Erholung der neuromuskulären Funktion zu treffen.

Entwicklung der quantitativen Monitoring-Techniken

Quantitative neuromuskuläre Monitore messen und quantifizieren den Grad der neuromuskulären Blockade und zeigen die Ergebnisse numerisch an.

Die quantitative Bewertung des Train-of-Four-Fadings durch neuromuskuläre Transmissionsmonitore ist die einzige geeignete Methode, um niedrige, aber klinisch bedeutsame Werte der verbleibenden neuromuskulären Blockade zu identifizieren. Um festzustellen, ob zum Zeitpunkt der trachealen Extubation eine vollständige Erholung der neuromuskulären Funktion eingetreten ist, sind quantitative Monitore erforderlich.

Mechanische Techniken wie die Mechanomyographie (MMG), die Akzeleromyographie (AMG) und die Kinemyographie (KMG) messen Muskelreaktionen unter Verwendung physikalischer Prinzipien wie Kraft, Beschleunigung oder Geschwindigkeit.

Die Elektromyografie (EMG) basiert auf der Messung des Muskelsummenaktionspotenzials. EMG misst ein elektrisches Ereignis, das an der neuromuskulären Verbindung stattfindet. Die Freisetzung von Acetylcholin aus den präsynaptischen Nervenenden (ein chemischer Prozess) und die Aktivierung postsynaptischer Rezeptoren, die es in eine mechanische Reaktion umwandeln (Erregungs-Kontraktions-Kopplung, die zur Muskelkontraktion führt).

Aus diesem Grund ist das EMG weniger anfällig für Störungen durch präsynaptische oder postsynaptische Ereignisse und ist ein besserer Indikator für die reine neuromuskuläre Funktion.

Ein wachsender globaler Konsens

Die Einführung von Muskelrelaxanzien in die anästhesiologische Routine stellt einen bedeutenden pharmakologischen Fortschritt dar, der gleichzeitig auch zu iatrogenen Komplikationen im Zusammenhang mit Muskelrelaxanzien geführt hat.

Die postoperative residuale Schwächung stellt eine Gefahr für die Patientensicherheit dar. Ein internationales Expertengremium hat vor kurzem eine Konsenserklärung erarbeitet, in der eine quantitative Überwachung nachdrücklich empfohlen wird, und viele Fachgesellschaften haben strenge nationale Leitlinien entwickelt, z. B. die Association of Anaesthetists in UK & Ireland (AAGBI).

“Quantitatives neuromuskuläres Monitoring sollte immer dann eingesetzt werden, wenn Muskelrelaxanzien (NMB: neuromuskulär blockierende Medikamente) verabreicht werden, und zwar in allen Phasen der Anästhesie von der Einleitung der neuromuskulären Blockade bis zur Bestätigung der Erholung der Train-of-Four-Ratio auf > 0,9.”

Referenzen

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